Madagaskar ist die viertgrößte Insel der Erde. Der tropische Inselstaat im Indischen Ozean liegt vor Afrikas Ostküste und verfügt über eine reiche Flora und Fauna – nirgends gibt es mehr Pflanzen und Tiere, die einzigartig sind und nur hier vorkommen. Zu diesem Reichtum gehören nicht nur das freundliche Volk der Madagassen, tropische Strände und dichte Regenwälder – die Insel wird zurecht auch “Gewürzinsel” genannt.
Gewürze von der Insel
Aromatische, duftende Gewürze auf den exotischen Märkten machen Besuche zum sinnlichen Erlebnis und die ganze Insel zur einzigartigen Fundgrube für Gourmets. Dabei sind die aromatischen Produkte nicht nur ein Andenken an eine wunderbare Reise, sondern auch eine wichtige Einkommensquelle der Madagassen. Als ausschlaggebender Wirtschaftsfaktor beeinflusst die Gewürzernte den Haushalt des Landes in dominierender Weise. So wird auf der Insel beispielsweise die weltweit zweitgrößte Menge an hochwertiger Vanille produziert.
Vanille – das „grüne Gold“
Wegen des süßaromatischen Geschmacks und des reichen Dufts wird Vanille (Vanilla planifolia) überall sehr geschätzt. Verwendet wird sie zur Herstellung von Gebäck, wertvoller Parfüms und in der Aromatherapie – und so ist die Echte Vanille das zweitteuerste Gewürz der Welt. Einheimische und Besucher können Vanille an Ort und Stelle zu vergleichsweise günstigen Preisen kaufen – Exportware ist allerdings deutlich teurer. So bezeichnen die Madagassen Vanille als das „grüne Gold“. Angebaut wird die Echte Vanille hauptsächlich im Nordwesten der Insel.
Das wunderbare Aroma ist in den Früchten der Reben zu finden, die das Ergebnis einer gezielten Bestäubung der Orchideenblüten von Hand sind. Die Bestäubung ist ein arbeits- und kostenintensiver Prozess. Notwendig ist er, weil sich eine natürliche Bestäubung mittels der Mexikanischen Schwarzbiene als wenig erfolgreich herausstellte, die den Preis der Vanille nur noch weiter in die Höhe treiben würde.
Feuriger Pfeffer
Kenner sehen im madagassischen schwarzen Pfeffer den aromatischsten der Welt – und grüner Pfeffer ist die Basis der madagassischen grünen Pfefferkornsoße, die so wunderbar zu edlen Fleischgerichten passt.
So produziert das Land etwa 2 000 Tonnen Pfeffer pro Jahr. Gewonnen wird das weltweite Lieblingsgewürz aus den Beeren der Pfefferpflanzen. Nachdem die Beeren durch die heiße Sonne zu schrumpeligen Kernen eingetrocknet sind, entfaltet sich das typische feurige Aroma. Dabei entstehen grüne Pfefferkörner aus den Ernten aus madagassischen Feuchtgebieten, weißer Pfeffer aus reifen Beeren ohne die Fruchtschalen und roter Pfeffer aus überreifen Beeren. Der beliebte schwarze Pfeffer wird aus reifen Beeren gewonnen, die nach einer Fermentation getrocknet werden.
Kurkuma von Nosy Be
Nosy Be ist eine Insel vor der madagassischen Küste, die durch ihren Gewürzanbau berühmt ist – und Kurkuma entwickelt sich dort mehr und mehr zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Seiner antioxidativen Eigenschaften und der aromatischen Würzkraft wegen ist Kurkuma (Curcuma longa) auf dem internationalen Gewürzmarkt sehr gefragt. Die Rhizome liefern viele Vitamine und Mineralstoffe und wirken verdauungsanregend.
In Indien ist Kurkuma von jeher eine beliebte Würze verschiedener Currys. Kurkuma ist dort auch ein beliebtes Färbemittel für Textilien.
Die geernteten Wurzelstöcke werden gewaschen und getrocknet und letztendlich fein pulverisiert. So kann sich das fein-erdige, senfartige Aroma am besten entfalten.
Der vorzügliche Zimt
Alle wissen: Zimt harmoniert wunderbar mit Zucker. Dabei kommt er ursprünglich aus Sri Lanka und bis heute gilt der Ceylon-Zimt (Cinnamomum Zeylanicum) als Gourmetvariante des wenig subtilen Cassia-Zimts. Die von den madagassischen Zimtbauern mit viel Fingerspitzengefühl getrocknete und gerollte Rinde des Zimtbaums hat im Vergleich zu den Produkten aus Sri Lanka immer noch geringere Marktanteile – nichtsdestotrotz hoffen die Madagassen, mit ihrem Qualitätszimt den internationalen Gewürzmarkt erobern zu können.
Gesund ist Zimt allemal: Regelmäßig verzehrt hilft er bei der Senkung des Blutzuckerspiegels, bei der Förderung der Verdauung und bei der Linderung von Arthritis.
Gewürznelken – die aromatischen Blütenknospen
Immergrün und bis zu 100 Jahre alt ist der tropische Nelkenbaum aus der Pflanzenfamilie der Myrtengewächse (Myrtaceae). Seine ungeöffneten Blütenknospen werden sowohl im Südosten als auch im Norden Madagaskars geerntet. Sie liefern ein scharfes, süß-würziges Aroma für viele Speisen. Mit mehr als 12 000 Tonnen Jahresproduktion sind Gewürznelken ebenfalls besonders bedeutend für die Wirtschaft Madagaskars.