Der Dschungelexpress in Madagaskar – Ein abenteuerliches wie unvergleichliches Erlebnis
Langsam, geradezu gemächlich windet sich die alte Diesellok mitsamt ihren unzähligen Waggons durch den dichten, grünen Dschungel. Das Innere der Waggons gleicht einem bunten Potpourri aus mit verschiedensten Waren beladenen Einheimischen, Familien mit kleinen Kindern, sowie mit Tropenhut, Koffer und Kamera ausgerüsteten Touristen. Durch die geöffneten Fenster und Türen weht ein leichtes Lüftchen. Eine willkommene Abwechslung zur drückenden Schwüle des typischen Tropenklimas. Plötzlich ist alles für einen längeren Moment in die Dunkelheit eines Tunnels getaucht, bevor sich draußen vor den Fenstern ein atemberaubendes Panorama aus hohen, schroffen Bergen eröffnet, an deren Hänge sich zahlreiche grün leuchtende Reisterrassen schmiegen. Auf der anderen Seite stürzt unter lautem Tosen ein Wasserfall die zerklüftete Felswand hinunter.
Eine Fahrt mit dem Dschungelexpress auf Madagaskar klingt wie ein echtes, großes Abenteuer und das ist sie auch. Denn an keinem anderen Ort der Insel lassen sich die einmalige Landschaft und besonderen Menschen Madagaskars auf eine solch unvergleichliche Art und Weise derart pur und hautnah erleben.
Auf 163 Kilometern vom inneren Hochland an die Ostküste
Ganze zehn Jahre dauerte der anspruchsvolle Bau dieser Bahnstrecke zwischen dem auf einer Höhe von 1100 Metern im madagassischen Hochland gelegenen Fianarantsoa und dem Städtchen Manakara an der Küste des Indischen Ozeans. Zwischen 1926 und 1936 nahmen sich die französischen Kolonialherren dieser Aufgabe an und erbauten auf einer Länge von 163 Kilometern ein wahres Meisterwerk aus 67 Brücken und 48 Tunneln. Die Schmalspurbahn überwindet dabei über 1.000 Höhenmeter und Neigungen von bis zu 35 %. Angesichts solcher Neigungen verwundert es auch nicht, dass die durchschnittliche Geschwindigkeit des Dschungelexpress bei nur 30 km/h liegt. So dauert eine komplette Fahrt von Fianarantsoa nach Manakara in der Regel gut und gerne 12 bis 14 Stunden. Selbst Fahrtzeiten von 24 Stunden sind keine allzu seltene Ausnahme.
„Mora mora“ – „immer mit der Ruhe“
Dies liegt jedoch nicht allein an der geringen Geschwindigkeit des Zuges, sondern vor allem an den zahlreichen planmäßigen Haltepunkten auf der Strecke. Insgesamt 17 Bahnhöfe fährt der Zug auf seinem 163 Kilometer langen Weg an. Denn für viele Dörfer, die nicht über eine Straße zu erreichen ist, stellt er eine unverzichtbare Lebensader dar, die nicht nur lebenswichtige Waren transportiert, sondern auch die Bewohner der Bergdörfer in die Stadt bringt. An den Bahnhöfen herrscht oft ein reges und geschäftiges Treiben. Neben dem Ein- und Ausstieg von Fahrgästen und dem Be- und Entladen von Waren und Gütern bieten einheimische Händler Kochbananen, frisches Obst und andere Leckereien an. Auch die eine oder andere Unterhaltung wird während des Halts geführt und kann die Weiterfahrt verzögern. Hierzu gesellen sich von Zeit zu Zeit auch außerplanmäßige Störungen und Verzögerungen wie technische Probleme an der uralten, nostalgischen Diesellok oder aber wilde Tiere wie Zebus auf den Gleisen. Geduld ist hier unerlässlich, denn wie lautet die madagassische Lebensphilosophie noch gleich – „mora, mora“, „immer mit der Ruhe“.
Berge, Schluchten, Täler, Seen und Dschungel
Doch ein überraschender Halt hier und da, ist gar nicht schlimm, denn Abenteuer verlaufen nicht planmäßig. Außerdem ergibt sich auf diese Art und Weise noch mehr Zeit, um die eindrucksvolle und unvergleichliche Natur Madagaskars beiderseits der Gleise gebührend zu bestaunen. Näher als auf dieser Bahnstrecke kommen Touristen dem tropischen Regenwald wohl nur bei einer geführten Tour. Doch die Schmalspurgleise führen nicht nur mitten durch den Dschungel. An den Fenstern ziehen immer wieder verschiedenste Landschaftseindrücke langsam hinweg. Neben den hohen Bergen, tiefen Schluchten und Tälern des madagassischen Andringitra-Gebirges führt der Express auch an den zahlreichen Reisfeldern des Hochlandes sowie den Teeplantagen bei Sahambvy vorbei. Dort befindet sich auch der gleichnamige See, ein beliebtes Ausflugsziel der Einheimischen. Weitere Höhepunkte des Naturerlebens entlang der Strecke ist der mächtige Wasserfall Mandriampotsy, sowie der lange Zeit parallel zu den Gleisen verlaufende Fluss Faraony. Der Dschungel-Express führt ebenso am Ranomafana Nationalpark vorbei, der neben seinen Wasserfällen auch für eine vielfältige Flora und Fauna bekannt ist. Wer einen längeren Abstecher in den als UNESCO-Weltnaturerbe ausgezeichneten Nationalpark unternehmen möchte, kann sich Zeit nehmen, denn der Dschungel-Express verkehrt alle zwei Tage zwischen Fianarantsoa und Manakara.
Fahrtzeiten
Von Fianarantsoa nach Manakara
Tag | Abfahrt | Ankunft |
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Dienstag | 07:00 Uhr | Im Laufe des Abends |
Samstag | 07:00 Uhr | Im Laufe des Abends |
Von Manakara nach Fianarantsoa
Tag | Abfahrt | Ankunft |
---|---|---|
Mittwoch | 06:45 Uhr | Im Laufe des Abends |
Sonntag | 06:45 Uhr | Im Laufe des Abends |